Sozialpsychologie: Die Macht der Anderen - wie unsere Mitmenschen uns beeinflussen

Dienstag, 11. Mai 2010

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11.05.2010
SOZIALE NETZWERKE

Die Macht der anderen

Laut Psychologen beeinflussen soziale Netzwerke unser Denken, Fühlen und Handeln bis in privatesten Bereiche hinein.
Familie, Arbeitskollegen, Nachbarn, Freunde: Jeder von uns ist Teil viele sozialer Gemeinschaften. In Ihnen können sich Einstellungen, Gefühlen und Handlungsmuster systematisch ausbreiten. Diese "soziale Ansteckung" ist den Betroffenen selbst oft gar nicht bewusst, berichtet die aktuelle Ausgabe des Magazins "Gehirn&Geist" (Heft 6/2010).
Gemeinsam mit dem Politologen James H. Fowler trug der Mediziner Nicolas A. Christakis von der Harvard Univertsity (USA) viele Beispiele sozialer Ansteckung zusammen. Demnach werden nicht nur Krankheitserreger von einem Menschen zum anderen weitergegeben, sondern auch Verhaltensweisen – ob Glück oder Suizidhandlungen, Kaufentscheidungen oder Essgewohnheiten. Die zu Grunde liegenden Mechanismen sind zwar noch unklar, doch scheint die unbewusste Identifikation mit der jeweiligen Gruppe besonders wichtig zu sein – sei es der Freundeskreis, eine Kirchengemeinde oder die Familie.

So erfassten Christakis und Fowler in minutiöser Kleinarbeit per Fragebogen wiederholt die Glückswerte von tausenden Einwohnern der Stadt Framingham im US-Bundesstaat Massachusetts. Die Resultate der insgesamt 32 Jahre – von 1971 bis 2003 – dauernden Langzeitstudie werteten sie statistisch aus. Siehe da: Unglücklichere Menschen bewegten sich eher "am Rand des Netzwerks und am Ende einer Kette von sozialen Beziehungen".

Die Analysen offenbarten auch, wie ansteckend Glück ist: Wer mit einem glücklichen Menschen direkt in Kontakt stand, dessen Zufriedenheit stieg im Mittel um 15 Prozent! Wer nur mit dem Freund eines glücklichen Menschen bekannt war, profitierte um zirka zehn Prozent. Zum Vergleich: Materielle Zugewinne von 10 000 US-Dollar steigerten das individuelle Glück lediglich um zwei Prozent.

Viele Kontakte zu pflegen, stärkt im Allgemeinen auch die psychische und körperliche Verfassung. "Soziale Netzwerke wirken sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus", resümiert die Psychologin Beate Ditzen von der Universität Zürich den Stand der Forschung. Ob dies auch für Immunerkrankungen wie Aids oder Hepatitis C gilt, ist hingegen unklar. In einigen Studien mit Aidskranken ergab sich sogar ein negativer Zusammenhang: Je größer und fürsorglicher das Netzwerk war, desto schlechter fielen die Immunwerte der Betroffenen aus.

Der verallgemeinernde Slogan "Netzwerke machen gesund" ist allerdings ähnlich irreführend wie die Behauptung, Fernsehkonsum trage zur Vereinsamung bei. Soziale Netzwerke sind keine Allheilmittel gegen Krankheit und Schmerzen – entscheidend ist vielmehr, was in ihnen passiert.

Über Gehirn&Geist:
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