Gehirn&Geist 9/2010: Zivilcourage ist Mangelware

Freitag, 13. August 2010

Aktuelle Studie: Jeder vierte Deutsche war bereits Opfer von Gewalt in der Öffentlichkeit. Psychologen entwickeln Trainingsprogramme für mehr Zivilcourage
Gehirn&Geist: September 2010
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Gehirn&Geist

Rund jeder sechste Mann und jede achte Frau wurden nach eigenen Angaben schon einmal in der Öffentlichkeit angegriffen, ohne dass ihnen jemand zu Hilfe eilte. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov Psychonomics im Auftrag des Psychologiemagazins Gehirn&Geist (09/2010), bei der 1034 repräsentativ ausgewählte Deutsche Auskunft über ihre Erfahrungen mit Gewalt in der Öffentlichkeit gaben.
Warum so viele nicht eingreifen, erläutert Veronika Brandstätter, Professorin für Allgemeine Psychologie an der Universität Zürich, in der aktuellen Ausgabe von Gehirn&Geist. Die meisten Menschen wüssten, wann Hilfe geboten sei, doch oft fehle es an Mut. Der Umfrage zufolge gestehen allerdings nur jeder zehnte Mann und jede sechste Frau ein, dass sie schon einmal aus Angst nicht eingeschritten sind.

Die Bereitschaft zum Eingreifen lässt außerdem nach, je mehr Menschen Zeuge eines Angriffs werden – Psychologen sprechen hier vom "Bystander-Effekt". Besonders selten erhalten jene Menschen Hilfe, die ohnehin zu den Schwächsten der Gesellschaft zählen. Der Psychologe Kai Jonas von der Universität Amsterdam zeigte in einem Experiment: Schon die Aktivierung sozialer Kategorien wie "Obdachloser" bahnt das typische Verhalten im Umgang mit den Betroffenen – wegsehen.

Doch die Bereitschaft, in Notsituationen einzugreifen, lässt sich erfolgreich trainieren. Veronika Brandstätter und ihre Kollegen von der Universität Zürich entwickelten ein solches Trainingsprogramm. Ziel: die Sinne für solche Notsituationen zu schärfen und die Teilnehmer darin zu trainieren, dass sie im Ernstfall ganz automatisch Hilfe leisten.

Zu diesem Zweck üben die Teilnehmer in simulierten Notfallsituationen angemessene Reaktionen ein, zum Beispiel verbales Einschreiten und die Polizei oder andere Zeugen zu Hilfe holen. Ergebnis: Ist das Hilfeverhalten erst einmal gedanklich vorgebahnt, erklärten sich die Teilnehmer eher bereit, im Notfall zu handeln – auch ohne etwaige Vor- und Nachteile lange abzuwägen. Zivilcourage ist also auch eine Frage von Übung.

Sozialpsychologie: Die Macht der Anderen - wie unsere Mitmenschen uns beeinflussen

Dienstag, 11. Mai 2010

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Gehirn&Geist
Im Handel:
11.05.2010
SOZIALE NETZWERKE

Die Macht der anderen

Laut Psychologen beeinflussen soziale Netzwerke unser Denken, Fühlen und Handeln bis in privatesten Bereiche hinein.
Familie, Arbeitskollegen, Nachbarn, Freunde: Jeder von uns ist Teil viele sozialer Gemeinschaften. In Ihnen können sich Einstellungen, Gefühlen und Handlungsmuster systematisch ausbreiten. Diese "soziale Ansteckung" ist den Betroffenen selbst oft gar nicht bewusst, berichtet die aktuelle Ausgabe des Magazins "Gehirn&Geist" (Heft 6/2010).
Gemeinsam mit dem Politologen James H. Fowler trug der Mediziner Nicolas A. Christakis von der Harvard Univertsity (USA) viele Beispiele sozialer Ansteckung zusammen. Demnach werden nicht nur Krankheitserreger von einem Menschen zum anderen weitergegeben, sondern auch Verhaltensweisen – ob Glück oder Suizidhandlungen, Kaufentscheidungen oder Essgewohnheiten. Die zu Grunde liegenden Mechanismen sind zwar noch unklar, doch scheint die unbewusste Identifikation mit der jeweiligen Gruppe besonders wichtig zu sein – sei es der Freundeskreis, eine Kirchengemeinde oder die Familie.

So erfassten Christakis und Fowler in minutiöser Kleinarbeit per Fragebogen wiederholt die Glückswerte von tausenden Einwohnern der Stadt Framingham im US-Bundesstaat Massachusetts. Die Resultate der insgesamt 32 Jahre – von 1971 bis 2003 – dauernden Langzeitstudie werteten sie statistisch aus. Siehe da: Unglücklichere Menschen bewegten sich eher "am Rand des Netzwerks und am Ende einer Kette von sozialen Beziehungen".

Die Analysen offenbarten auch, wie ansteckend Glück ist: Wer mit einem glücklichen Menschen direkt in Kontakt stand, dessen Zufriedenheit stieg im Mittel um 15 Prozent! Wer nur mit dem Freund eines glücklichen Menschen bekannt war, profitierte um zirka zehn Prozent. Zum Vergleich: Materielle Zugewinne von 10 000 US-Dollar steigerten das individuelle Glück lediglich um zwei Prozent.

Viele Kontakte zu pflegen, stärkt im Allgemeinen auch die psychische und körperliche Verfassung. "Soziale Netzwerke wirken sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus", resümiert die Psychologin Beate Ditzen von der Universität Zürich den Stand der Forschung. Ob dies auch für Immunerkrankungen wie Aids oder Hepatitis C gilt, ist hingegen unklar. In einigen Studien mit Aidskranken ergab sich sogar ein negativer Zusammenhang: Je größer und fürsorglicher das Netzwerk war, desto schlechter fielen die Immunwerte der Betroffenen aus.

Der verallgemeinernde Slogan "Netzwerke machen gesund" ist allerdings ähnlich irreführend wie die Behauptung, Fernsehkonsum trage zur Vereinsamung bei. Soziale Netzwerke sind keine Allheilmittel gegen Krankheit und Schmerzen – entscheidend ist vielmehr, was in ihnen passiert.

Über Gehirn&Geist:
Gehirn&Geist ist das Magazin für Psychologie und Hirnforschung aus dem Verlag Spektrum der Wissenschaft. Es erscheint seit 2002, mittlerweile in 10 Ausgaben pro Jahr. Fundiert und allgemein verständlich berichten Wissenschaftler und Fachjournalisten in Gehirn&Geist über die Welt im Kopf. Schwerpunkte liegen dabei auf Psyche und Verhalten, Wahrnehmung und Bewusstsein, Intelligenz und Kreativität, Gefühle und Gedächtnis. Neue Erkenntnisse und Trends in der Psychotherapie und Medizin gehören ebenso dazu wie gehirngerechtes Lernen, Kindererziehung, Coaching und gesellschaftliche Debatten. Daneben informieren spezielle Sonderhefte ausführlich über Einzelthemen.

Die Homepage www.gehirn-und-geist.de mit aktuellen Nachrichten, Newsletter und dem kompletten Heftarchiv runden das redaktionelle Angebot ab. Außerdem bieten wir mit www.brainlogs.de das größte deutsche Blogportal für Psychologie und Neurowissenschaften, in dem Experten und Laien diskutieren.

Zu unseren rund 100 000 Lesern gehören Mediziner, Therapeuten, Manager, Lehrer, Eltern, Studenten und Interessierte, die sich umfassend, kompetent und aus erster Hand informieren wollen. Das erfolgreiche Konzept von Gehirn&Geist stand Pate für zahlreiche ausländische Schwestermagazine unter anderem in Italien, Spanien, Frankreich, Brasilien, Belgien und den Niederlanden. Mit "MIND" eroberte ein weiterer Ableger von Gehirn&Geist sogar den hart umkämpften Zeitschriftenmarkt in den USA.

Familie und ihre Bedeutung für die Kindesentwicklung

KINDESENTWICKLUNG NR. 5

Wie die Familie Halt gibt

Geborgenheit schenken, Krisen meistern
Kindesentwicklung Nr. 5
Vater und Mutter prägen ihre Kinder zwar entscheidend - aber nicht als einzige! Denn auch andere nahe stehende Personen bestimmen mit, wie sich der Nachwuchs emotional entwickelt und wie gut er später Krisen zu meistern vermag. Was können Großeltern dazu beitragen? Welche Rolle spielen Geschwister? Wie überstehen Kinder eine Scheidung? Solche Fragen stehen im Zentrum der fünften Ausgabe der Gehirn&Geist-Serie "Kindesentwicklung".

Inhaltsverzeichnis
Familiennews
Riskante Narkosen, "Ersatzkinder" haben es schwer, Von den Händen in den Mund, Versunken im Lärm, Empfänglich fürs Babyface, Narben der Kindheit, Weinen auf französisch, Früh abgestumpft.

Der Unernst des Lebens
Für zweckfreies Spielen hat der Nachwuchs oft kaum noch Zeit. Psychologen sehen das mit Sorge: Denn Spielen stärkt nicht nur die Kreativität es lässt Kinder auch zu glücklicheren Erwachsenen heranreifen.

Interview: Was macht Kinder stark?
Krisen meistern manche Menschen offenbar leichter als andere. Der Entwicklungspsychologe Wassilios Fthenakis erklärt, wie das Fundament für seelische Widerstandskraft bereits in der Kindheit gelegt wird.

Der Begleiter, den ich rief
Viele Kinder haben zeitweise imaginäre Freunde, mit denen sie Zwiesprache halten. Das hilft ihnen dabei, schwierige Entwicklungsschritte besser zu bewältigen.

Scheiden tut weh
Wie Mädchen und Jungen die Trennung der Eltern verarbeiten, hängt von vielen Faktoren ab - unter anderem davon, wie die Eltern die Scheidung angehen.

Angemerkt! Alle für eins – das Kind
Der psychologische Gutachter Uwe Jopt von der Universität Bielefeld hofft, dass ein neues Gesetz im Scheidungsrecht das Wohl des Kindes stärker in den Mittelpunkt rückt.

Bund fürs Leben
Geschwister prägen einander: Als Vorbilder, Verbündete und Rivalen beeinflussen sie, welche Nische jeder in der Familie besetzt - und auch, welchen Platz man sich im späteren Leben sucht.

Enkels Liebling
Für Großeltern sind Enkel ein Jungbrunnen. Die Kleinen dagegen finden bei Oma und Opa zusätzliche Geborgenheit. Psychologen erforschen, wie beide Generationen am besten voneinander profitieren.

Macht Armut dumm?
Wie sich das Gehirn und die geistigen Anlagen eines Kindes entwickeln, hängt erheblich von Wohlstand und Bildungsniveau der Eltern ab.

Interview: Der Jugendversteher
Kaum ein Psychologe hat das Jugendstrafrecht in den USA so stark beeinflusst wie Laurence Steinberg - von der Abschaffung der Todesstrafe bis hin zu Einschränkungen bei der Führerscheinvergabe.

Die sensiblen Jahre
Ein einzigartiges "Experiment" in Rumänien zeigt: Je früher Heimkinder in Pflegefamilien unterkommen, desto größer ist ihre Chance, kognitive und emotionale Rückstände aufzuholen.

Gut ins Bett
Kämpft der Nachwuchs mit Schlafstörungen, leidet die gesamte Familie. Oft hilft es schon, tagsüber bestimmte Regeln einzuhalten. Falls nicht, sollte jedoch ein spezialisierter Therapeut zu Rate gezogen werden.

Die Macht der Familie
Systemtherapeuten betrachten einen Menschen nie isoliert sondern beziehen Eltern und Geschwister stets mit ein. So wollen sie Verhaltensmuster, Schwächen und Stärken der Familie aufspüren

Trauma Fehlgeburt
Nur wenige Paare sprechen darüber, doch der Verlust eines Babys in der Schwangerschaft stürzt viele in eine tiefe Krise. Forscher von der Universität Münster entwickelten eine Internettherapie, die Paaren hilft, den Schmerz zu bewältigen.

98 Seiten, ISBN 978-3-941205-46-6, € 8,90

Das aktuelle Magazin Gehirn&Geist 1-2/2010 berichtet über die Folgen von Heimerziehung

Donnerstag, 17. Dezember 2009


Vorab-Kurzinfo: Wichtiges Ergebnis aus Studien zur Entwicklung von Heimkindern in Rumänien:

"Die Heimkinder lagen anfangs in ihrer Entwicklung deutlich zurück: Ihre Intelligenz und Sprachfähigkeiten waren vermindert und sie zeigten eher unsicheres Bindungsverhalten gegenüber den Betreuungspersonen." (Zitat)

Die Pressemitteilung zu diesem brisanten und wichtigen Thema finden Sie hier:

 Heimerziehung und seine gravierenden Folgen......

Ich werde mich mit einem gesonderten Bericht über die Konsequenzen aus den Ergebnissen dieser Studien demnächst im Blog Kinder- und Jugendhilfe unter der Lupe widmen


 

30. November 2009 - Kurznachrichten Gesundheit

Montag, 30. November 2009

Gesundheitssystem
Rösler will Praxisgebühr abschaffen - Wochenendzusammenfassung
Gesundheitsminister Rösler: Zweifelt an der "Lenkungswirkung" der Praxisgebühr und will sie abschaffen, Rösler möchte die Krankenversicherungsbeiträge auf einkommensunabhängige Beiträge umstelllen. Frage: Wäre das sozial gerecht? In diesem Fall würden einkommensschwache Familien verhältnismäßig mehr bezahlen. Rösler will dies mit einem "Sozialausgleich" über das Steuersystem ausgleichen.......

Ernährung - Weihnachten die Zeit der gesunden Gewürze
Die gesunde Seite der Weihnachtsgewürze
  • Nelke: ätherische Öle wirken gegen Ausbreitung von Bakterien, Pilzen und Viren gut für Magen und Darm. Tipp: bei Zahnschmerzen, Zahnfleischentzündungen Nelke in die "Backentasche" stecken....
  • Anis: ätherisches Öl wirkt schleimlösend, im Darm krampflösend (gut gegen Blähungen)
  • Zimt: Öl wirkt antibakteriell, hemmt Pilzwachstum und fördert Tätigkeit des Darmes (Achtung wg. Cumarin-Gehalt besser Ceylon-Zimt aus Sri Lanka verwenden)
Tipp: Gewürze immer in Maßen nutzen - von der Einnahme von Zimtpräparaten wird abgeraten

Aktuelle Blognachrichten November 2009 (1)

Sonntag, 29. November 2009

Im Blog Kinder- und Jugendhilfe unter der Lupe: Familienpsychologische Gutachten sind für die Urteilsfindung oft "unverwertbar"

Im Blog Politik und Soziales
ZDF-Fernsehen: Rundfunk ohne Rundfunkfreiheit? - In einer Demokratie ist die Meinungsfreiheit ein hohes Gut.

Im Blog Erziehungswissenschaft: Was ist Erziehungswissenschaft? (1) - und was ist der Unterschied zur Pädagogik?

Im Blog Wissenschaftstheorie:Was ist Wissenschaftstheorie? (1)

Älterer Lesehinweis aus dem Blog Psychologie: Rezension: Angewandte Theorien des Lernens - Klassische Lerntheorien Grundlagen und Anwendungen in Erziehung und Psychotherapie

Herzlich willkommen !

Freitag, 27. November 2009

Auf der linken Seite finden Sie die Blogs zu übergeordneten Themen, wie z.B. der Wissenschaftstheorie oder einen Blog zu Fragen über gutes Wissenschaftsblogging.

Mein Steckenpferd "Neurowissenschaften" ist genauso aufgelistet, wie Blogs zur Pädagogik und Psychologie.

Auf der linken Seite finden Sie Blogs zu eher "praktischen" Themen. Die "Ratgeber Kinderbuch" - Blogs haben Sie hier alle auf einen Blick.
Daneben gibt es auch einen Hobbyblog für Kinder und für Erwachsene, Blogs zu verschiedenen Interessensgebieten in Sachen Gesundheit, Kinder- und Jugendhilfe, sowie andere spezielle Themen, welche für Familien und Ratsuchende von Bedeutung sind.

Ich suche für mein Magazin noch Nachwuchswissenschaftler, ErzieherInnen, LehrerInnen und WissenschaftlerInnen, welche Spaß daran haben, ihre theoretischen Kenntnisse zu vernetzen und in Beziehung zur erzieherischen Praxis zu setzen.

Für die Theorieblogs suche ich Personen, welche gerne theoretisches Wissen einem breiteren Publikum näher bringen möchten. Schreiber, als auch Adressaten dieses Magazins sind Eltern, Erzieher, Lehrer, Studierende, Wissenschaftler, welche Spaß an der Wissenschaft als solcher, sowie Spaß an der Übertragung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf die Praxis haben.

Wenn Sie mitmachen möchten dann melden Sie sich doch bei mir per Email: MonikaAr(at)web.de

Und nun wünsche ich allen Besuchern viel Spaß beim Stöbern

 
 
 

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http://www.psychologie-heute.de/index.html

Zeitschriften, Online-Magazine zur Psychologie

Verzeichnis für 33 Wissenschaftliche Journale und Zeitschriften für Psychologie: PsyJOURNALS Hogrefe & Huber Publishers

Das erste pädagogisch-psychologische e-zine im internet (seit 1996)p@psych
Verantwortlicher Herausgeber: Werner Stangl

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research
FQS
is a peer-reviewed multilingual online journal for qualitative research established in 1999.

Humanistische Psychologie (in französischer Sprache!) HUMANISME

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